Nachruf Willi Weiss

Nachruf Willi Weiss

Willibald Weiss

18.07.1948 - 22.10.2023

Willi(bald) Weiss war von 1983-2019 an unserer Schule Lehrer für die Fächer Mathematik und Sport. Er war ein allseits geschätzter Kollege und für nicht wenige Schülerinnen und Schüler ihr „Lieblingslehrer“.

Geboren wurde er in Bayern, in Ingolstadt. Sein bayrischer Akzent war eines seiner Markenzeichen. Er bestand 1969 das Abitur, leistete den Wehrdienst, um dann in München von 1970-1972 Volkswirtschaft zu studieren. Sein Talent als Fußballer brachte ihm einen Lizenzvertrag bei Rot-Weiß Essen ein (1972-1974). Bei einem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach war er Gegenspieler von Günter Netzer. Diese eindrückliche Erfahrung hat er gerne auf Nachfrage erzählt. 1974 wechselte er zum SV 98 Darmstadt und erlebte mit dem Verein zwei Aufstiege in die Bundesliga (1978 und 1981). Als Mittelfeldspieler absolvierte er 257 Pflichtspiele. Er war damit eine große Stütze in der Mannschaft. Er gehörte zu den sogenannten „Feierabendprofis“ des SV 98, die neben dem Fußball arbeiteten oder (damals noch eher selten) studierten. Er entschied sich für das Studieren: Mathematik und Sport für das Lehramt an Haupt- und Realschulen (1974-1977) in Frankfurt. Das Referendariat absolvierte er in Gernsheim. Von 1979-1982 arbeitete er in Schulen in Gernsheim, Reichelsheim und Roßdorf, bis er dann 1983 die Schule fand, in der er 36 Jahre lang seinen Beruf als Lehrer ausübte, das Schulzentrum Marienhöhe in Darmstadt.

Nachdem er im Alter von 34 Jahren seine Karriere als Fußballer beendet hatte, trauerte er dieser nicht nach, sondern schaltete ganz auf den Beruf als Lehrer um. Als er von der Marienhöhe Abschied nahm, schrieb er im Jahrbuch zu seinen Lieblingshobbys: „Skifahren und Unterricht vorbereiten (PROFESSIONELL).“ Unterrichten wurde zu seiner neuen Leidenschaft. Er war fast nie krank und unterrichtete gerne bis zu 30 Unterrichtsstunden pro Woche. Sein Unterricht war klar strukturiert, nicht kompliziert und immer mit seinem trockenen Humor gewürzt. Für das Fach Mathematik besuchte er viele Fortbildungen, auch noch im höheren Berufsalter, um den Schülerinnen und Schüler das Fach gut erklären zu können. Das dankten ihm die Schülerinnen und Schüler. Auf die Frage, was er auf der Marienhöhe gemacht habe, antwortete er: „36 Jahre lang habe ich versucht, Schüler mit Mathematik zu versöhnen.“ Als bayrisches Mannsbild wirkte er cool, autoritativ, aber sein Witz machte ihn zugänglich und beliebt. Wer ihn näher kennenlernte, spürte auch seine Sensibilität und sein Herz. Der Eintritt ins Rentenalter war für ihn kein Grund aufzuhören. Die Schule hatte starken Bedarf für Matheunterricht und er hatte Freude daran, weiter zu unterrichten. Erst die Herzbeschwerden brachten ihn im Alter von 71 Jahren dazu, im Juli 2019 in den Ruhestand zu gehen. Die letzten 4 Lebensjahre waren von vielen körperlichen Beschwerden geprägt, dennoch strahlte er fast bis zuletzt Zuversicht und Stärke, gerade auch gegenüber seiner geliebten Ehefrau Ruth Lauer, aus.

Wir nehmen schweren Herzens Abschied von Willi, diesem „Original“.

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